Samstag, 26. Juli 2014

No dog left behind

Hunde beim Militär

Auch heute noch werden Hunde beim Militär eingesetzt. Sie erfüllen Aufgaben als Sprengstoffspür- und Wachhunde. Sie werden auch bei den Spezialkräften eingesetzt, um Zugriffsoperationen zu unterstützen. Bei der BBC habe ich gerade einen Bericht entdeckt "The military dogs left overseas", bei dem eine amerikanische Tier und Kinderschützerin,  Dr Robin Ganzer, von der American Humane Association von einer Kampagne berichtet, in der es darum geht, die Hundeveterane nach Hause zu bringen. Diese Hunde wären Helden und hätten es verdient zurück in die Heimat zu kommen und wieder in einer Familie leben zu dürfen. Sie hätten hunderte von Leben gerettet und man müsse das unbedingt für sie tun.

Der Moderator stellt dann zum Abschluss die Frage, ob es denn sein könnte, dass die Hunde deshalb nicht mit nach Hause genommen werden, weil sie schlicht zu gefährlich seien? Darauf hat Ganzer eine klare Antwort: "That is simply not true!", meint sie, dies sei einfach nicht wahr. Die Hunde seien derartig exzellent ausgebildet, dass da nichts passieren könne!

Sprenstoff-, Wach- und Zugriffshunde

Vermutlich hat sie da nur an die Sprengstoffhunde gedacht, oder vielleicht noch gerade an die Wachhunde, die womöglich lediglich mit einer Ausbildung, die nur Beute- und Spielmotivation nutzte, auf ihren Job vorbereitet wurden. Aber gerade bei Kriegshunden kann man es sich in der Ausbildung nicht leisten, wenn die Hunde unter Belastung versagen. In lebensbedrohlichen Situationen reicht aber eine Spielmotivation nicht aus, um das Erlernte zuverlässig abzurufen. Deshalb wird typischer Weise bei Diensthunden, die auch gegen Menschen eingesetzt werden, die Ausbildung auch mit Motivationen der defensiven und offensiven Aggression durchsetzt. Diese Motive "funktionieren" auch unter Stress und die Hunde hauen nicht einfach ab. Natürlich ist es Ziel und Hoffnung der Ausbilder, dass auch diese Hunde immer gehorchen und gesellschaftstauglich bleiben. Das ist auch das Bild, dass die Bundeswehr in ihrem Werbefilm "Kamerad auf 4 Pfoten" zeigen möchte. Ich bin auch sicher, dass das in einigen Fällen gelingt. Aber gibt es Garantien? Kann man behaupten, dass da nie eine Gefahr besteht?

Man muss sich klarmachen, dass Hunde die in der Motivationslage "Aggression" ausgebildet wurden, nicht wirklich immer kontrollier- und steuerbar sind. Sie müssen unter ständig unter Aufsicht bleiben und sollten sich nicht frei bewegen, da niemand garantieren kann, welche Signale bei ihnen, welche Reaktionen auslösen. Das "highly trained" hilft dabei nur, wenn tatsächlich auch jemand dabei ist, der das dann steuern kann. Im miltärischen Einsatz in Afghanistan oder sonst wo auf der Welt geht das sicher unter den Verhältnissen des Einsatzes. Aber in der Heimat im zivilen Umfeld, wenn die Situation viel weniger straff organisiert, strukturiert und kontrolliert ist, sieht das anders aus.

Pannen passieren

Man kann sich auf YouTube ein paar Filme anschauen, die zeigen, was da alles schief gehen kann, wenn die Emotionen hoch gehen. Im ersten "Pannen" Video sehen wir, wie auf einer Demonstration der Hund einer Hundeführerin zunächst die Demonstranten zurücktreibt, dann aber irrtümlich in einen Kollegen hineinhapst. Die Hundeführerin kann den Griff kaum lösen.


Im zweiten Beispiel sehen wir einen Ausschnitt aus einem Film, bei dem es sich anscheinend um eine französische Spezialeinheit handelt, die mit ihren Hunden den Zugriff in speziellen Situationen übt. Interessant, neben den beeindruckenden Leistungen der Hunde, ist insbesondere die Szene ab 0:40, wo der Hundeführer versucht den Hund vom "Täter" wegzunehmen und der Hund sich nun in dessen Hand verbeißt und sich ebenfalls kaum trennen lässt. Da ist viel zu viel Adrenalin im Spiel, als das Hörzeichen noch im Hundehirn ankommen würden.

Natürlich sind auch dies noch "Einsatzfehler". Aber sie lassen ahnen, dass die Steuerbarkeit Grenzen hat, die auch im zivilen Alltag überschritten werden könnten.

Helden sind sie doch

Es ist also wahrscheinlich doch nicht ganz so einfach, Hunde immer in die zivile Gesellschaft zu überführen. Vielleicht ist das einfach ein Ideal, das wir nicht immer erfüllen können. Man sollte das realistisch von Fall zu Fall entscheiden, meine ich. Dass man da durchaus für die Diensthunde ein wenig eingenommen sein sollte, scheint mir auch verständlich und nötig, wenn man schon die besondere Fähigkeiten der Hunde (aus-) nutzt, für ihre Menschen alles zu geben. Darum möchte ich zum Abschluss noch auf den "Held des Jahres: Idor" 2012 verweisen:
"Idors Partner war Robert Sedlatzek-Müller – Fallschirmjäger, Sprengstoffexperte, Hundeführer. Bis zum 6. März 2002: Nahe Kabul explodiert eine russische Flugabwehrrakete, Relikt eines vergangenen Krieges, die Sedlatzek-Müller und seine Kameraden entschärfen sollen. Zwei deutsche und drei dänische Soldaten sterben. „Idors Mensch“ bleibt äußerlich nahezu unverletzt.

Doch innerlich ist er nicht mehr derselbe: PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung, eine schwere seelische Verwundung – lautet die Diagnose. Für den Soldaten beginnt ein langer Kampf gegen seine Erkrankung und gegen die Versorgungsbürokratie, den er in seinem Buch „Soldatenglück – Mein Leben nach dem Überleben“ beschreibt. Treu zu Seite steht ihm in diesem Kampf Idor: „Er war mein Therapeut, als es mir am dreckigsten ging“, sagt Sedlatzek-Müller in DOGS
."

Sonntag, 13. Juli 2014

Konditionierte Entspannung und Fußball

Konditionierte Entspannung auch beim Fußballweltmeisterschafts-Finale?

In der Hunde(schul)szene gibt es einige, die einen großen Aufwand treiben, um mit ihren Hunden ein Entspannungssignal zu üben Dabei werden entweder Dürfte oder aber meist ein langgezogenes monotones Singsangwort verwendet, um den Hund in einer aufregenden Situation entspannen zu können. Im Aufbau (Siehe Video und höre "Iiiiiihsssiiiiih") wird der bereits entspannte Hund mit dem Signal bekanntgemacht und soll dann später - in spannender Umgebung - seine Erregung herunterfahren können, wenn das Signal gegeben wird.

So was könnten heute beim Fußball-WM-Finale sicher sowohl Menschen, wie Hunde gebrauchen. Die Menschen, weil sie womöglich mitfiebern und die Hunde, weil sie die Erregung ihrer Menschen mitbekommen und wegen der Böller (Sorry für die Halter ängstlicher Hunde: Hoffentlich viele!) einiges ausstehen müssen. Aber funktioniert so was?

Wie man's nimmt. Natürlich gibt es Techniken, die helfen mit Stress umzugehen. Autogenes Training oder die progressive Muskelentspannung kann dazu beitragen mit angespannten Situation besser umzugehen. Es gibt auch Techniken die über klassische Konditionierung arbeiten und durch die Verknüpfung (z.B.) eines Druckpunktes an der Hand mit einer entspannten Situation eine gewisse Milderung der eigenen Aufregung herbeiführen. Allerdings funktionieren die nur, wenn die Konditionierung gut ist, häufig aufgefrischt wird und nicht übermäßig genutzt wird. In Situationen, in denen die erregenden Reize ständig neu auftreten und kein gleichmäßiges Niveau haben, können sie nicht (mehr) funktionieren.

Meines Erachtens lohnt sich daher diese Form des Trainings in den meisten Fällen nicht. Der Aufwand überwiegt den Nutzen. Meist ist es besser den Hund (oder sich selbst) zu lehren, mit der stressigen Situation umzugehen. Auch das ist nicht einfach und funktioniert nicht immer, passt aber besser zur Realität. Stress gehört da zum Alltag. Wer Fußball schaut, möchte sich aufregen. Das gehört dazu!

 

Obedience PO 2022: Positionen aus der Bewegung innerhalb der Freifolge

Einleitung Letztens hatte ich mich schon mal mit der neuen Übung "Positionen aus der Bewegung" (PadB) der Klasse 3 beschäftigt. ...